Teil 4. Leuchttürme auf Hiddensee

„Leuchtfeuer Dornbusch/Hiddensee“ heißt der weiße Turm aus den Jahren 1887/88 auf dem 70 m hohen Schluckwieksberg auf Hiddensee offiziell. Der Turm ist 27,5 m hoch und hat eine Feuerhöhe von immerhin 95 m.


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Eine bei Touristen sehr beliebte Aussichtsgalerie in 20 Meter Höhe bietet bei gutem Wetter einen grandiosen Ausblick über die Ostsee, den Libben (das ist die Bucht zwischen dem Nordende von Hiddensee und dem Bug), die verschiedenen Bodden und hinüber nach Rügen. Damit es nicht zu eng wird, können ihn immer nur 15 Besucher gleichzeitig besteigen – allerdings nur, wenn es nicht zu sehr weht, ab Windstärke 6 bleibt der Turm sicherheitshalber geschlossen. Vielleicht damit niemand weggeweht wird?
Das Leuchtfeuer des weithin sichtbaren Turmes blitzt abends und nachts einmal kurz für knapp 1 Sekunde und bleibt dann für 9 Sekunden dunkel, um dann wieder zu blitzen usw., und weist Sichtweiten von ca. 25 Seemeilen oder 45 Kilometern auf.
Entweder sind die Maurerarbeiten beim Bau des Turmes schlampig ausgeführt worden, oder man hat der Verwaltung schlechtes Material unterschoben, oder das Wetter war zu aggressiv – auf jeden Fall drohte dem Turm schon nach wenigen Jahren der Verfall.
Verschiedene Sanierungsversuche schlugen immer wieder fehl. Schließlich entschloss man sich schon nach läppischen vierzig Jahren, dem ursprünglich runden Turm einen 12eckigen Eisenbetonmantel zu verpassen. Hat man gemacht.
Heute – fast einhundert Jahre später – leuchtet er immer noch strahlend weiß mit einem roten Laternenhaus über die kleine Landschaft von Hiddensee und die umgebende See. Vom Nordstrand oder Wiek auf Rügen sieht man abends und nachts sein Blitzfeuer herüberleuchten.
Der Leuchtturm auf dem Dornbusch war der letzte deutsche Leuchtturm, der bis 1998 noch von einem Leuchtturmwärter betreut wurde. Dann zog auch hier die Automatisierung ein.
Ich erwähnte es schon: Die Gewässer um Rügen und Hiddensee waren ein wahrer Schiffsfriedhof. Insgesamt sind 310 Wracks an den Küsten der beiden Inseln nachgewiesen, wahrscheinlich sind es aber deutlich mehr Schiffe, die hier gestrandet oder untergegangen sind. Besonders der Gellen, die Südspitze von Hiddensee, war mit den sich hier ständig verändernden Sandbänken gefährlich.
Bereits Mitte des 14. Jahrhunderts wurde auf am Gellen auf Hiddensee ein Leuchtturm, wohl eher ein offenes Leuchtfeuer, betrieben. Diese sogenannte „Luchte“ befand sich unweit des heutigen Leuchtfeuers Gellen.
Im Jahre des Herrn 1306 schloss das dortige Zisterzienser-Kloster einen Vertrag mit der Stadt Stralsund, über die Errichtung eines Leuchtturmes, genannt Luchte, direkt neben der Gellenkirche.
Die Stadt Stralsund verpflichtet sich darin, Bau und Instandhaltung des Leuchtturmes zu bezahlen, während sich das Kloster verpflichtete, ständig eine Wache zu stellen und für die Beleuchtung jeweils vom 8. September zum 1. Mai Sorge zu tragen – was Sinn macht, denn das war die dunkle und stürmische Jahreszeit.
Die Arbeiten am Leuchtturm müssen sich als schwieriger und kostspieliger als erwartet erwiesen haben. Denn die Fertigstellung des Leuchtfeuers kann sich anhand verschiedener Widrigkeiten noch bis 1346 hingezogen haben, wie bis heute erhaltene Unterlagen der Stadt belegen.
Die Grundmauern der Luchte sind noch heute bei Niedrigwasser an der Westküste zu sehen.
Der heutige „Leuchtturm Gellen“ wurde 1905 errichtet und dient bis heute al Quermarkenfeuer zur Orientierung für die Seefahrt auf dem Gellenstrom in der westlichen Zufahrt nach Stralsund.
So, das war´s es, was ich Ihnen über Leuchttürme erzählen wollte.
Vielleicht noch eines: Leuchttürme sind wirklich super – wenn nicht gerade dicke Suppe, vulgo Nebel, herrscht. Dann ist´s Mist. Dann kann man sie nämlich nicht sehen.

Aber unsere Vorfahren waren ja nicht doof, natürlich hatten sie auch dafür eine Lösung. Die hieß „Nebelsignalanlage“. Solche gab es am Kap Arkona und auf der Stubbenkammer, aber die Geschichten hören Sie in einem anderen interessanten Podcast.