Teil 1. Leuchttürme: Wie alles begann... Mit einem irren Kaiser!

Ab wann wurden Leuchttürme gebaut? Nicht so früh, wie man glauben möchte, oder wie einige Autoren behaupten. Die alten Griechen? Nein. Es wird manchmal zwar behauptet, dass es in der griechischen Antike bereits nachts brennende Seezeichen gegeben hätte. Angeblich gäben zwei oder drei Stellen der Ilias diese Aussage her – aber auch ohne Kenntnisse des Alt- oder Neugriechischen verneine ich das.


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Denn die ollen Griechen waren sicherlich zum Teil eine Nation von Seefahrern. Odysseus lässt grüßen. Aber wollen sie jemanden der für die 850 km lange Heimreise von Troja nach Ithaka 10 Jahre benötigte, also ein Tagesetmal von 250 Meter erreichte, als Seemann bezeichnen? Wohl kaum. Es sei denn, er hatte in jedem Hafen ein Braut?
Dass die Griechen Seefahrer waren, ist schon durch die Geografie Griechenlands bedingt. Aber die Schiffe waren klein, die Mannschafts-stärken gering, die Ladungen aus Wein, Oliven und Schafen nicht groß und nicht besonders wertvoll. Sie – die ollen Griechen – mögen See-fahrer gewesen sein, ja, außer Odysseus, aber die Schifffahrt gab die Ressourcen für Leuchttürme einfach nicht her. Sie waren Tagesschiffer, die nur tagsüber nach Landmarken fuhren, und die ihre Schiffe nachts in Buchten verstecken. Und sie werden gewusst haben, warum.
Für Piräus, den Hafen von Athen, sind Säulen als Seezeichen dokumentiert – aber Feuer haben auf Ihnen nie gebrannt. Jedenfalls gibt es keine verlässliche Quelle dafür.
Aber es gab doch den Koloss von Rhodos, fragen Sie. Ja, den gab es. 30 Meter hoch wurde er 292 v. Chr. nach 12jähriger Bauzeit fertiggestellt. 226 v. Chr. stürzte er bei einem Erdbeben schon wieder ein. Dass der Koloss eine Feuerstelle gehalten haben soll, ist in der Antike nirgendwo erwähnt worden. Wenn überhaupt, haben ihn Kapitäne des 3. vorchristlichen Jahrhunderts als Tagesansteuerungspunkt verwen-det, sie wären ja auch blöd gewesen, hätten sie es nicht gemacht. Aber nachts. Nein. Nie.
Und natürlich führen Sie als nächstes das andere bekannte Beispiel eines Leuchtturmes der Antike an: Den Pharos von Alexandria!
Pharos ist eine kleine Insel vor einem der Nilarme. Von 299 bis 279 v. Chr. , also fast zeitgleich mit dem Koloss von Rhodos wurde der zwi-schen 115 bis 160 Meter – je nachdem, welchem antiken Autor man Glauben schenken will – hohe Turm im Gegenwert von damals 21.000 kg Silber errichtet. Auch für ihn gilt, dass er sicher nicht als Leuchtturm geplant und errichtet worden ist.
Nämlich erst römischen Autoren, und zwar der berühmte Plinius berichtet erstmals um 77 nach Chr. davon, dass er nachts ein Feuerzeichen als Leuchtturm ausgestrahlt hat. Damit sind wir bei den Römern angelangt, und damit bei einem Staatswesen mit großen Kolonien und Feinden und damit Handels- und Kriegsflotten, deren Betrieb den teu-ren Bau und Unterhalt von Leuchttürmen sinnvoll machte.
Das erste (oder zweite, das ist nicht ganz klar) als Leuchtturm geplante und errichtete Seezeichen hat eine etwas irre Geschichte, in der tyrannische römische Kaiser Caligula die Hauptrolle spielt.
Er, der nicht nur als Tyrann sondern auch als geisteskrank und irre galt, führte im Jahr 40 nach Chr. eine Flotte in den Atlantik, mit der er den Atlantik besiegen wollte – ich sagte ja: Irre. Natürlich stellte sich die-ser Feigling von Atlantik nicht zum Kampf gegen die Römer, also gin-gen die Mannschaften an der Küste Muscheln sammeln. Dabei waren sie so erfolgreich, dass Caligula bei Gessoriacum, dem heutigen Boulogne, einen völlig sinnlosen Leuchtturm errichten ließ, für den auch kein Vorbild existierte. Das war doppelt irre, weil es damals im Ärmelkanal gar keinen nennenswerten Schiffverkehr gab, Aber der Leuchtturm blieb bis ca. 1650 in Betrieb.
Der andere erste oder zweite Leuchtturm, der je gebaut wurde, war der von Kaiser Claudius im Jahre 42 nach Chr. gebaute Leuchtturm war der in Ostia – also dem Hafen Roms – gebaute.
Und damit wollen wir es bei den ersten und ganz alten Leuchttürmen belassen. Oder wir merken uns, dass die Geschichte der Leuchttürme in Europa vor 1981 oder 1983 Jahren begonnen hat. Egal, die Ge-schichte der Leuchttürme ist also knapp 2000 Jahre alt.


Im nächsten Kapitel überspringen wir ca. 1800 Jahre und wenden uns der Küste der Bretagne zu, wo die größten und fantastischen Leucht-türme überhaupt gebaut wurden.