Teil 3. Leuchttürme am Kap Arkona

Auf Kap Arkona stehen in unmittelbarer bzw. enger Nachbarschaft drei bemerkenswerte Türme. Der alte Leuchtturm von 1826, unmittelbar daneben der neue Leuchtturm von 1905 und in ca. 250 Meter Entfernung der sog. Peilturm von 1927, der allerdings nie ein Leuchtturm war.


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Rügen mit dem Kap Arkona und die westliche Nachbarinsel Hiddensee erwiesen sich jahrhundertelang als ein wahrer Schiffsfriedhof. Mindestens 310 nachgewiesene und wahrscheinlich insgesamt eher 500 Schiffswracks sprechen eine beredte Sprache davon, dass es an diesen Küsten für die Schifffahrt sehr gefährlich war.
In den alten Berichten ist immer wieder von Orkanen, schweren Stürmen, Sturmfluten und Eisgang die Rede, in denen die Schiffe hier auf die Strände aufgelaufen oder gesunken sind.
Ab 1800 forderten die an der Küste ansässigen Kaufleute, Leuchttürme und Baken zu errichten, um die Schifffahrt in den Gewässern um Rügen und bis Greifswald sicherer zu machen. Die Schweden, die hier bis 1815 regierten, reagierten auf die Vorschläge nicht.
Erst als Preußen 1815 Westpommern und Rügen gekauft hatten, änderte sich das. Und zwar schnell.
Schon 1827 wurde das Feuer des damals neuen, heute aber alten Leuchtturmes auf dem Kap Arkona gezündet. Er wurde 1826/27 in Backsteinbauweise erbaut. Der Entwurf wird häufig Karl Friedrich Schinkel zugeschrieben, was im Wesentlichen auf ein 1863 durch Schinkels Schwiegersohn herausgegebenes Werkverzeichnis zurückgeht. Dass Schinkel den Turm tatsächlich gezeichnet hat, ist aber umstritten. Am 10. Dezember 1827 wurde sein Feuer gezündet. Der Turm ist 22 Meterhoch und hat, da er auf dem 45 Meter hohen Kap erbaut wurde insgesamt eine Feuerhöhe von 66 Metern über NN. Sein Leuchtfeuer war acht Seemeilen weit sichtbar. Wenn Sie sich vor Ort umschauen und sich dann fragen, wie er durch die Bäume strahlen konnte – die Antwort ist einfach: Das Kap Arkona war bis mindestens 1910 baumfrei, wie man auf fotografischen Postkarten aus der Zeit sehen kann.
Älter als dieser sog. Schinkelturm ist an der Ostsee nur der Travemünder Leuchtturm, der bereits 1539 erbaut und 1827 klassizistisch überformt wurde. Seine Höhe beträgt 31 Meter und die Lichtpunkthöhe liegt bei 30,6 Metern. Nix im Vergleich mit dem Schinkel-Turm.
Der neue größere Turm wurde 1901–1902 von der Königlich-Preußischen Bauverwaltung in Auftrag gegeben und direkt neben dem alten Turm erbaut und am 1. April 1905 in Betrieb genommen. Er ist 35 Meter hoch und hat eine Feuerhöhe von 75 Meter über NN. Er ist aus Ziegelsteinen errichtet und steht auf einem achteckigen Granitsockel.
Und er hat einen Zwilling, denn nach den Identischen Plänen wurde der Leuchtturm auf Helgoland erbaut. Man war nicht doof damals, und das Vorgehen sparte Geld.
Im Sommer 1894 entstanden die Pläne für ein elektrisch gespeistes Leuchtfeuer als Ersatz für den Alten Turm. 1902 wurde der damals hochmoderne Beleuchtungsapparat gebaut. Er bestand aus zwei auf einem Drehtisch montierten Kohlebogenlampen. Jede war auf drei Seiten von Scheinwerferlinsen umgeben, in der vierten Richtung dunkelte eine Blende das Licht ab. Dieses Leuchtfeuer arbeitet bis 1921, dann wurde es durch ein Glühlampensystem ersetzt. Heute steht es unmittelbar vor dem Eingang in den neuen Turm als imposantes Ausstellungsstück.
1995 tauschte man das System von 1921 nach 74 Dienstjahren gegen eine Hochleistungs-Halogenmetalldampflampe aus, deren Blitzfeuer alle 17,1 Sekunden drei Blitze aussendet und 24 Seemeilen weit sichtbar ist.
Der alte Turm, der Schinkelturm, dient heute als Außenstelle des Standesamtes für Hochzeiten, während der neue Turm über 175 Stufen bis zu einer Aussichtsplattform direkt unter dem heutigen Lampenapparat bestiegen werden kann.
Die Bedeutung von Leuchttürmen für die Schifffahrt hat weltweit abgenommen. Nach dem 2. Weltkrieg erlaubten damals moderne Navigationssysteme wie LORAN und DECCA ein schon sehr genaue Positionsbestimmung auf See, fast schon metergenau, naja zehnmetergenau.
Ab den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden fast alle Leuchttürme weltweit automatisiert und damit ihrer Leuchtturmwärtermannschaften beraubt.
Und mit den seit den 1990er Jahren verfügbaren GPS-Systemen kann der Navigationsoffizier eines Schiffes schon fast bestimmen, ob er auf der Steuerbord- oder Backbordnock seines Schiffes steht.
Die Bedeutung der Leuchttürme hat damit ein weiteres Mal abgenommen. Irgendwie schade, aber es ist abzusehen, dass die Leuchttürme irgendwann in naher Zukunft nur noch historische Reminiszenzen sein werden.

Einen letzten Leuchtturm müssen wir noch besprechen – das ist der auf dem Dornbusch auf der Nachbarinsel Hiddensee, dessen Licht man von Wittower Nordstrand herüberblitzen sieht. Das mache ich im vierten und letzten Teil dieses Podcastserie über Leuchttürme.